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Foto: Junge Frau und junger Mann stehen nebeneinander und lachen in die Kamera
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Geschlechterrollen

Die körperlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau kennen Kinder bereits sehr früh. Dazu müssen sie sich nur selbst und die Eltern ansehen.

Wie beeinflussen Vorbilder Kinder und Jugendliche?

Da Kinder ihre Umwelt neugierig erforschen und ausgezeichnete Beobachter sind, spüren sie auch an Kleinigkeiten im Verhalten der Eltern, welche Unterschiede zwischen Mann und Frau bestehen.

Die Eltern sind das große Vorbild. Jungen ahmen ihren Vater nach, Mädchen die Mutter. Denn Mädchen wissen, dass sie einmal eine Frau "wie Mama" und Jungen ein Mann "wie Papa" werden.

Auch die Reaktionen der Eltern auf das Verhalten der Kinder haben einen großen Einfluss. Für welches Verhalten werden sie gelobt oder getadelt? Typische Verhaltensweisen für Jungen oder Mädchen werden zum guten Teil durch die Erwartungen der Eltern gefördert: Wird Felix für sein wildes Verhalten nicht eher bewundert, Sophia hingegen erntet mit dem gleichen Verhalten Tadel? Kinder spüren sehr genau, was von ihnen erwartet wird.

Hinzu kommt das gesamte Umfeld, in dem die Kinder sich bewegen. Großeltern, Freunde, Kindergarten ... überall sehen oder erfahren sie in unterschiedlichem Ausmaß, was "männlich" oder "weiblich" ist.

Bücher, Zeitschriften oder Medien vermitteln ebenfalls festgelegte Vorstellungen von Mann und Frau.

Kinder sind zunächst in der Ausprägung ihrer Geschlechterrollen noch nicht festgelegt. Genau dies ist die große Chance, dass Fähigkeiten und Eigenschaften nicht verschüttet werden.

Wichtig ist der Spielraum, den man Kindern lässt: Mädchen brauchen abgewetzte Jeans und schicke Kleidchen. Jungen brauchen Bäume zum Klettern und Kuschelecken. Denn Kinder haben viele Bedürfnisse und Fähigkeiten. Sie sollten auch alle entwickeln können. Damit sie selbstbewusst werden und stolz darauf, ein Junge oder ein Mädchen zu sein.

Typisch weiblich – typisch männlich?

Frauen können nicht Auto fahren, Männer können keine Gefühle zeigen ... In den Köpfen schwirren eine Vielzahl allgemein festgelegter Vorstellungen über das andere Geschlecht.

Mit diesen Klischees werden nicht nur die Ideen zu "typischen" Eigenschaften, sondern auch Bewertungen ausgedrückt. So gelten Frauen etwa als fürsorglich, emotional, ausdrucksstark, Männer eher als rational, selbstbewusst, dominant. Diese Bewertungen werden selbstverständlich auch an die Kinder weitergegeben.

Bereits im Kindergartenalter sind die Vorstellungen von den Geschlechtern ausgeprägt. Mädchen spielen mit Puppen, schlagen nicht ... Jungen sind stark und ungezogen. Sie verstärken sich noch im Schulalter.

Im Verlauf der Schulzeit erkennen die Kinder, dass es neben Unterschieden auch Gemeinsamkeiten zwischen den Geschlechtern gibt. Sie können die Ausprägungen der einzelnen Eigenschaften unabhängig vom Geschlecht ausmachen: Jungen sind auch mal sanft, Mädchen auch mal wild.

In der Pubertät und im frühen Erwachsenenalter wird dies noch wesentlich deutlicher. Jetzt ist klar, dass jeder Mensch viele Eigenschaften hat. Einige davon sind "typisch" weiblich, einige eher männlich. Trotzdem schwingen die allgemeinen Vorstellungen über Frau oder Mann mit.

Kinder orientieren sich am gleichgeschlechtlichen Elternteil. Sieht ein Junge seinen Vater nachdenklich oder betrübt, macht ihm das vielleicht kurzzeitig Sorgen. Er wird aber später eher in der Lage sein, diese Stimmungen selbst zu zeigen. Sieht ein Mädchen die Mutter tanzend und übermütig, wird sie sich auch dieses abgucken.

Geschlechtsneutrale Erziehung

Um zu vermeiden, dass ihr Kind zum "Macho" oder zur "Zicke" wird, versuchen manche Eltern, bereits von Beginn an gegenzusteuern. Rosa Kleidchen für Julia? Niemals. Ihr Spielzeug besteht aus Baggern, Autos und einer Nagelbank.

Die Eltern staunen, als sie Julias Wunschzettel lesen: Ein Puppenhaus, ein Pferdebuch. Je älter ihre Kinder werden, desto öfter werden die Eltern feststellen, dass sie sich Dinge wünschen, die für ihr Geschlecht gedacht sind.

Warum ist das so? Kinder nehmen ihre Eltern als Vorbild. Sie sind ausgezeichnete Beobachter und nehmen jede Kleinigkeit wahr. Die Mutter schminkt sich, der Vater nicht. Die Mutter kocht jeden Tag, der Vater nur, wenn Besuch kommt. Hinterher räumt Mama die Küche auf. Die Rollenverteilung zu Hause hat Einfluss darauf, wie Kinder ihre Geschlechterrolle ausfüllen. Denn Mädchen wollen so sein wie Mama, Jungen so wie Papa.

Da lohnt es sich schon einmal zu überlegen, ob die Mutter nicht selbst die Glühbirne einschraubt oder der Vater abspült.

Was sollten Sie nicht tun?

"Das ist nichts für Jungen." "Für Mädchen gehört sich das nicht." Solche Sätze festigen ein bestimmtes Rollenbild. Und sie verhindern, dass sich die Kinder frei ausleben.

Warum soll die Tochter nicht Fußball spielen, wenn es ihr so großen Spaß macht? Warum findet der Vater es komisch, wenn der Sohn stricken lernen möchte? Die Dinge, die verboten sind, gelten selbstverständlich für Töchter und Söhne.

Jedes Kind hat Stärken und Schwächen. Die Bemerkung "Für ein Mädchen kannst du aber gut klettern!" vermittelt der Tochter das Gefühl, ihr Tun sei ungewöhnlich. Die Anerkennung ist nicht wirklich ein Lob. Die Tochter wird durch derartige Bemerkungen nicht ermutigt, sondern gehemmt, ihre Kletterkünste zu erproben.

Werden nur Verhaltensweisen gelobt, die "typisch" für Mädchen sind, wird sie das Mädchen auch deutlicher und häufiger zeigen.

Auch Schwächen werden unterschiedlich behandelt. So wird es einem Jungen vermutlich eher nachgesehen, wenn er nicht mit Nadel und Faden umgehen kann. Dabei wäre Nähen eine gute Übung für seine Feinmotorik. Manchem Mädchen wird nachgesehen, wenn es nicht allzu sportlich ist.

Die Stärken jedes Kindes müssen als solche gefördert werden – egal, welches Geschlecht es hat.

Liegen Entscheidungen an, kann schon einmal daran gedacht werden, ob man sie wirklich nach den Fähigkeiten des Kindes ausrichtet oder nach dem Geschlecht. Wird ein sportliches Mädchen nicht doch eher in den Ballett-Kurs geschickt als in das Basketball-Training?

Entscheidend ist hier doch wohl eher, was das Kind möchte.

Eltern dienen als Vorbild. Werden die Aufgaben im Familienalltag partnerschaftlich verteilt und übernommen, prägt dies auch das Rollenverständnis der Kinder.